Poul Pratt
Künstlerische Aktion / Installation in einem verlassenen Haus in der Bretagne Frankreich - 1997
Es kamen einige Nachbarn und sahen sich um, - standen am Straßenrand herum und unterhielten sich. Die ersten Autos kamen, verlangsamten tatsächlich Ihr Tempo und überfuhren die Mehlspuren mal schnell - mal langsam. Durch das aufstäubende Mehl entstand an der Straße ein mysteriöser Nebel, der in der Luft stehenblieb und nur durch die passierenden Autos verwirbelt wurde. Das Ei auf dem Brett schaute aus dem Fenster des Hauses heraus und war sichtbar hell
beleuchtet. Im Verlauf des Abends fuhren etwa 20 - 30 Autos vorbei,etwa ein Drittel hielt an, und manche fuhren so langsam, daß sie sich anschauen konnten, was da zu sehen war. Was jedoch in den Köpfen und Herzen dieser Menschen vorging,davon habe ich nichts erfahren. Dann gab es einige wenige Mutige, welche ausstiegen und
sich umsahen. Sie erkundigten sich alle, was das den sei, und sprachen mit den Nachbarn und mir. Wir verrieten nichts und so konnten sie sich wundern. Ein junges Paar hielt schließlich an. Beide stiegen aus und waren verwirrt. Der junge Mann wollte es wissen und ging in das Haus, seine Begleiterin blieb neben mir stehen, fragte immer wieder: „Was ist das ?” Für einen kurzen Augenblick lachte sie fast hysterisch auf. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, daß sich in Ihrer Wahrnehmung eine Öffnung auftat. Das bewegte mich sehr, war es doch das, was ich mir im Stillen erhofft hatte. Ihr Mann kam nach einer Weile zurück, verstand auch nichts und so sind sie wieder weiter gefahren. Ich begann zu begreifen, daß diese Art von Aktion nur für jene wenige Menschen geschaffen war, welche ausgerechnet zu diesem Moment dort aufgetaucht sind. Zum Schluß kamen noch die von mir geladenen Gäste. Die Bäckersfamilie und die Familie mit dem Seemann. Die Aktion war etwa um 23 Uhr beendet. Kein Verkehr mehr zu erwarten...
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Robert Kessler