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portrait of life

Interaktive Brunnenskulptur - 1994



Brunnenskulptur

Verwaltungsgebäude gibt es viele, doch jenes, für welches dieser Entwurf geplant ist, stellt ein besonders dar. Es ist ein Gebäude in welchem das Lebenswerk eines Mannes zum Zentrum wird, und dort ein Zuhause für seine Kunstsammlung bildet. Dieser mein Entwurf widmet sich diesem Mann namens "Josef Schörghuber" und nimmt Bezug zu der beschriebenen Situation.

Der Brunnen
Auf der Winkelhalbierenden Linie zwischen den zwei Hauptgebäudekomplexen, findet ein kreisrundes Brunnenbecken mit einem Durchmesser von ca. 7 Metern seinen Mittelpunkt. Aus dem Boden dieses Beckens ragt ein gewaltiger Baumstumpf (Durchmesser an der Standfläche 1.7 m - Höhe 13.5 m) mit einem Neigungswinkel von ca. 15 Grad, an dem eine Leiter mit etwa dem selben Neigungswinkel lehnt. Die Leiter hat sieben Stufen, wobei die Stufenabstände, sowie die Leiterbreite nach obenhin schmäler werden. Die erste Leiterstufe beginnt bei 2,5 m Höhe.
An der Spitze des Baumstumpfes sind die Züge eines menschlichen Gesichtes ganz grob herausgearbeitet. Es ist deutlich zu erkennen, daß dieses Werk nicht vollendet ist, da zum einen das entsprechende Werkzeug noch am Fuße der Leiter abgelegt ist, zum anderen die "Späne und Bruchstücke" den Vorgang des Werdens bezeugen. Diese Bruchstücke liegen auf dem Wasserbecken, stehen aus der Wasserfläche heraus, und sind vergoldet.

Wasserverlauf

Das Wasservolumen im Becken wird mittels Sprudler in quellartige Bewegung versetzt. Alle 10 Minunten wird das Brunnenwasser in den Leiterstandrohren nach oben gepumpt und läuft durch die an der Unterseite geschlitzten Leitersprossen in breiten Wasserbändern in das Becken zurück. Der Pumpvorgang wird dabei so geregelt, dass das Wasser langsam in Stufen hinaufklettert, und die Leitersproßen Stück für Stück erklimmt. Berührt ein Besucher die Leiter, so beginnt der Wasseraufstieg in der Leiter von selbst. Das Gesicht im Stamm wird Nachts vom Beckenboden aus beleuchtet.

Symbolsprache
Das Werk setzt einfache Dinge in Beziehung: Einen monumentalen Baumstumpf, an dessen Bruchkante jemand angefangen hat, ein Gesicht herauszuschnitzen; eine Leiter, deren erste Sprosse schwer zu erklimmen ist, und die, je weiter man nach oben klettert, immer schmäler wird; Werkzeug, und goldene Späne .
Macht sich nun jemand auf "gefährlichen" und einsamen Weg hinauf auf die Leiter, um sein Gesicht zu formen, so verwandelt sich jeder Span, der bei dieser mühevollen Arbeit abfällt, zu Gold. Ob, und wann das Gesicht fertig wird, ist hier nicht gezeigt, wichtig ist der Zustand des Werdens und Unvollständigseins, den es auszuhalten gilt, wenn man an seinem Gesicht arbeitet. Das bereitliegende Werkzeug stellt den Besucher vor die Möglichkeit, die Leiter zu erklimmen, und "sein Gesicht" weiter zu formen. Beim Betreten des Hauses spiegelt sich das Gesicht des Stammes in der Fassade, beim Verlassen des Hauses schaut das Gesicht zu dem Besucher. Sichtbar wird hier jedoch eine Situation, wo ein Mensch mit großer Kraftanstrengung ein schon großes Stück seines Gesichtes freigelegt hat.

Material
Als Material für den Stamm ist auch aus Haltbarkeits - und wassertechnischen Gründen schwarzer bzw. dunkler Granit vorgesehen, der glatt wie ein rindenloser Baum poliert, und am Gesicht bruchrau ist. Gewicht gesamt: ca. 86 Tonnen. Die 2 Meter langen innen durchbohrten Teilstücke werden auf ein im Boden verankertes Tragrohr aufgefädelt und aneinandergefügt. Die Leiter ist aus Edelstahl gefertigt, das Brunnenbecken aus zum Hofplattenbelag passendem Granit (Vorschlag: weiß). Bruchstücke sowie Werkzeug sind aus polierter Bronze.

Robert Kessler 1994