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die Insel

Georg Freundorfer Platz München, Gestaltungswettbewerb - 1999


Carola Hansen Landschaftsarchitektin,  Florian   Hertlein  Landschaftsarchitekt   BDLA,  Vincent Bastide Architekt, Robert Kessler social kientic art


Öffenliches Leben
„Die Städte werden zu Shopping - Malls, und die Öffentlichkeit zieht sich immer mehr zurück in die Wohnungen zu TV und Internet,“ so Münchens Kulturreferent Julian Nida Rümelin anläßlich einer öffentlichen Diskussion zur Lebenssituation in den Städten. Wir teilen diese Sicht - und es war uns ein Anliegen den Entwurf so zu gestalten, daß eine Motivation für Besucher des Platzes entstehen kann, die Form des öffentlichen Lebens zu reflektieren und dessen Wert als solchen aktiv zu nutzen.
Der individuelle Umgang von Menschen mit „Isolation und Gemeinschaft“ prägt unser öffentliches Leben in der Stadt. Diese gegensätzlich orientierten Bereiche des menschlichen Zusammenlebens schienen uns so wesentlich, daß wir uns dazu entschieden, sie in Form von integrierter Kunst deutlich in den Vordergrund zustellen.

Isolation,
(lat. insula – die Insel) als Thema brachte uns dazu, eine großräumige quadratische Grünfläche (Grüne Insel) bereitzustellen, die vom übrigen Terretorium mit einem Wassergaben vollständig getrennt ist. Über in regelmäßigen Abständen begeh- und befahrbare verteilte Wortfelder, gelangt der Besucher des Platzes über den Wassergraben auf die Weite der „grünen Insel“ (Rasenfläche). Die um das gesamte Feld verteilten „Wortbücken“ bilden beim Umrunden des Platzes einen vollständigen Satz zum Thema:
„Ich bin deine Insel, in den Augen des Anderen spiegelt sich die Liebe meiner Seele, - komm !“
Die Rasenfläche ist ganz bewußt leer gestaltet um dem Besucher ein größtmögliches Maß an Weite und Nutzungsfreiheit in die Hand zu geben. Mit der künstlerischen Gestaltung des Platzes ist die Absicht verbunden, den Besucher als persönlichen Besitzer des Platzes anzusprechen und Gedanken über seine eigene Art des Umgangs mit seinem Inseldasein anzuregen.
 
Gemeinschaft,

als Gegenpol zur Isolation, bietet ein 60 m langer Tisch mit Stühlen im „Waldpark“ gegenüber der großen Rasenfläche. Über seine gesamte Länge fließt ein Wasserband. Mit seiner Oberkante dem Bodenniveau bündig, steht er in einem abgesenkten Bereich. Große regelmäßig verteilte Stuhlelemente erlauben ein unproblematisches Überschreiten der Tischfläche, trotz seiner enormen Länge. Übermannshohe Stuhllehnen kennzeichnen  diese „Pforten“ und erlauben dem Besucher in den abgesenkten Bereich des Tisches hinabzusteigen (70 cm) und sich auf den vielen kleineren Stühlen nieder zu lassen. Hier bieten sich große Spiel-, Beschäftigungs- und Kontaktmöglichkeiten. Auch wenn nur zwei Besucher auf ganz weit entfernten Stühlen Platz nehmen, macht der Tisch mit dem fließenden  Wasser die Lebendigkeit einer Gemeinschaft deutlich. Auf der gesamten Wasserfläche des Tisches umströmt das kühle Naß folgende Buchstabenanordnung:

„willkommen, - teile, was Du geben möchtest und nimm, was dir geben wird“

Tisch, Wassergraben und Buchstaben sind nachts Innen erleuchtet und machen so die große Form sichtbar. Bei der Gestaltung der Stühle am Wassertisch ist es vorgesehen, die Anwohner so einzubeziehen, daß etwas Persönliches von Ihnen Ausdruck findet.
Als finanzielle Unterstützung des künstlerischen Projekts sind Patenschaften von größeren Unternehmen vorgesehen.


Erläuterungen zum Entwurf:

Leitidee:
Für das bestehende, mit Freiflächen unterversorgte Stadtviertel Westend und das geplante Stadtviertel Theresienhöhe soll ein Platz entstehen, der den unterschiedlichsten Ansprüchen der Anwohner gerecht wird. Der Entwurf beantwortet diese Aufgabenstellung durch Gestaltung des 1,8 ha großen Areals mit drei Themen: das Boskett, der Platz, der New Age Garten.

Das Boskett

aus geschnittenen Linden, im 5 Meter Raster, verbindet das Westend und die Theresienhöhe. Die geplante Esplanade findet hier ihren Endpunkt. Der große baumbestandene Platz mit wassergebundener Decke läßt sich in alle Richtungen überqueren. Die Hauptverbindungen sind mit Betonplatten befestigt. Für die Umgebung und den Besucher ensteht als zentraler Bereich eine "grüne Lunge". Unter dem schützenden Dach der Bäume finden zahlreiche Aktivitäten statt. Das Kunstwerk Wassertisch bildet einen Schwerpunkt und definiert als Identifikationsobjekt den Platz auf besondere Art.

Der Platz

öffnet sich zur prägenden Fassade und wird beidseitig von Säuleneichenreihen und Sitzmauern gefaßt. Großzügige, befestigte Flächen und die von Wasser umgebene "Grüne Insel" schaffen einen freien Platz, mit Blick auf die Kirche und die städtische Umgebung. Die große Rasenfläche und die mit Betonplatten befestigten Flächen bieten zahlreiche Möglichkeiten für unterschiedliche Freizeitnutzungen und -bedürf-nisse (Ballspielen, Skaten, Sonnen, Flanieren, Ausruhen, Erholen......).
Eine Ausweisung von Sportflächen scheint uns nicht angemessen, es wird bewußt darauf verzichtet, zumal auch durch die Öffnung von Schulsportanlagen künftig mehr Ballsportfelder in der Umgebung zur Verfügung stehen werden.

Der New Age Garten
als "Garten" bildet im südlichen Teil einen Kontrapunkt zu Platz und Boskett. Teile der ehemaligen Straßenbahnwendeanlage werden in das gestalterische Konzept von Sukzessions- und Kiesflächen mit Wildstauden und Blumenwiesen integriert.Blühende Bäume und Strauchfelder aus jeweils einer Art beantworten diese Aufgabenstellung durch Gestaltung des 1,8 ha großen Areals mit drei Themen: das Boskett, der Platz, der New Age Garten. Durch die Aufteilung mittels der Säuleneichenreihen ergeben sich drei intime Räume. Der Kinderspielbereich soll mit Hilfe der Kindergruppen erstellt werden. Entsprechend dem Konzept sollen vorhandene Baumaterialien wiederverwendet werden.

Gemeinbedarfsfläche 500 qm
Ohne präzise Vorgaben ist es nicht sinnvoll den Platz für diese Fläche zum jetzigen Zeitpunkt festzulegen. Bei genauer Angabe des Raum- und Nutzungsprogrammes ist es im vorliegenden Entwurf möglich einen geeigneteten Standort (evtl. im Boskett oder New Age Garten) zu finden.


Materialien


Beläge:
großformatige, sandgestrahlte, helle Betonplatten mit Granitvorsatz auf befestigten Flächen des Platzes und den Hauptwegen im Boskett großformatiges Betonpflaster,gleiches Material wie Platten, aber gestockt, in der Kazmaierstraße im Platzbereich, Höhenversatz 2 cm - wassergebundene Decke im Boskett, großformatige Betonplatten und vorhandenes Granitpflaster, am Wegrand mit großen Fugen auf dem Hauptweg im New Age Garten. Erhalt der Asphaltdecke in kleinen Teilbereichen, gemischt mit vorhandenem Granitpflaster, Kies und anderen gebrauchten Steinen und Platten aus der Umgebung (Westend, altes Messgelände) auf Wegen im New Age Garten - Kieswege im New Age Garten.

Beleuchtung:
punktuelle Bodenbeleuchtung mit Pollerleuchten entlang der Hauptwege im Boskett und New Age Garten. Diffuses Licht durch regelmäßig verteilte Leuchtstehlen im Boskett-gebündeltes Licht, in den Himmel strahlend, im Wassergraben am Platz - Bodenbestrahlung durch in den Sitzmauern integrierte Lampen am Platz - Strahler am Fuß der Säuleneichen, Beleuchtung in die Bäume, am Platz und im New Age Garten.

Möblierung

Sitzflächen aller Bänke aus Holz, "warmes" Material und ansprechende Formen laden zum Sitzen ein.