intensive care for children / Haunersches Kinderhospital
Gestaltung einer Kinderintensivstation München - 1991
Gestaltung des Gangs in einer Kinderintensivstation Uniklinik München
Zehn, spindelförmige Holzkörper (30 cm bis 100 cm) sind an zwei verschiedenen Wandbereichen des Ganges der Intensivstation als in der Größe zunehmende Einheiten befestigt, und verkörpern symbolisch Wachstumsvorgänge mit Beginn und Ende.
Die Grenzbereiche von Geburt und Tod, welche vollständige Wachstumsvorgänge einfassen, sind hier ganz bewußt offengehalten und entsprechend wie verbindende Freiräume verstanden, als Himmel und Universum malerisch dargestellt. Die jeweilige Deutung dieser "Zwischenbereiche" ergibt sich aus der Lebenssicht des Betrachters. Das Universum steht und über uns Menschen als unbekannte Weite, und ist über dem Eingang der Station mit farbigen Galaxien dargestellt. Die stete Wiederkehr der Wachstumsvorgänge zeigt hier, mit den Holzspindeln verkörpert, eine Auffassung des Lebens, bei der Tod und Leben eine immer wiederkehrende Einheit bilden, und somit den Tod als einen zum Leben gehörenden Teil sehen. Eine mit Fell bekleidete Holzspindel am Ende einer Wachstumsreihe trägt ein sanft pulsierend, blinkendes, rotes Licht, welches mit seiner Lebendigkeit eine Ähnlichkeit zu den medizinischen Lebensüberwachungsgeräten herstellt und somit die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht. Das alte Telephon, dessen Anschlußkabel in den Himmel / Universumsstreifen zwischen den beiden Holzspindelgruppen mündet, versinnbildlicht hier einen Aspekt der Kommunikation mit den Menschen, welche sich auf der Station in einer einsamen oder unerreichbaren Ausgeliefertsein oder in einem Stadium des Übergangs in die Welt des Todes befinden. Der Aufruf an die, um das Leben der Kinder bangenden Eltern, eine andere Art der Kommunikation, mit einem vielleicht sogar gerade verstorbenen Kind zu wählen, findet mit einer Aufschrift in der Handschrift eines Kindes seinen Platz auf dem Telephon: "Sprechen Sie mit Ihrem Herz und hören Sie mit Ihrer Seele."
Ein Rabe, auf der Stationsuhr sitzend, trägt in seinem Schnabel deren Zeiger. Eine Möglichkeit den quälenden Blick auf die Uhr mit Gedanken über das Wesen der Zeit - und Zeitlosigkeit einzutauschen. (Diese Version wurde nur mit in der Uhr verbleibenden Zeigern genehmigt).
Für Kinder die am Gang auf Verbandswechsel und Gymnastikstunden warten müssen gibt es eine Malpapierrolle zum Abreißen mit Malstiften.
Die Gestaltung dieses Ganges wurde von der Malerinnung München gesponsert und geht auf die Initiative von der damaligen Stationsärztin Dr. med. Monika Seidel zurück, welche sich aufopfernd um die Realisierung und Beschaffung von Geldern eingesetzt hat.
Robert Kessler, 1991